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14.03.2017

„Make Innernzell great again!“
Conchita Wurst(-bauer) und „Herminator“ Hermann Wurstbauer nehmen die Innernzeller Gesellschaft aufs Korn

Von Nadja Amira Axer
Innernzell. Bereits zum sechsten Mal in Folge fand am vergangenen Samstag das Starkbierfest in Innernzell statt. Rund 250 Gäste waren zum Gasthaus „Ertl“ ge- kommen und hörten Hermann Wurstbauer, dem als „Herminatior“ bekannten Festredner, dabei zu, wie er Kommunalpolitik und Gemeindemitglieder gekonnt auf die Schippe nahm und „nichts als die Wahrheit“ über das Geschehen des vergangenen Jahres verkündete.
Die als Stargast angekündigte Conchita Wurst übernahm zu Beginn die ehrenvolle Aufgabe, Gemeindemitglied Peter Frank für seinen selbstlosen Einsatz, stets als einer der letzten Gäste vom Starkbierfest nach Hause zu gehen, auszuzeichnen. Denn ohne Peter den I. sei das Fest um einen „gerstensaftliebenden Charakter“ ärmer und „Hopfen und Malz“ seien buchstäblich verloren. Seine Frau Eva Frank nahm die Königskrone mit dem Logo eines Fastfood-Restaurants, sowie Schärpe für ihren heuer abwesenden Ehemann in Empfang. Sie erhielt die Auflage, ihr Gatte solle die Königsinsignien stets bei offiziellen Anlässen tragen.

Conchita Wurst begeisterte das Publikum mit ihrer locker-aufgeschlossenen Art und sie ließ es sich nicht nehmen, mit Bürgermeister Josef Kern auf Tuchfühlung zu gehen.
Hermann Wurstbauer, Fastenprediger der Innernzeller, nahm kein Blatt vor den Mund, als er Pfarrer Huber verbal ins Kreuzverhör nahm und sich über dessen sonderbares Verhalten echauffierte. Habe die Firmung seines Juniors doch tatsächlich deutlich länger als zwei Stunden gedauert. Und im Gegensatz zu den Bürger- meistern Josef Kern und Martin Geier sei der Pfarrer auch noch die ganze Zeit über mit dabei gewesen.Und letztens habe der Herr Pfarrer ganz cool reagiert, als ein Kind „Papa!“ rufend auf ihn zugelaufen kam. Er sei sich keiner Schuld bewusst. Und dass Innernzell noch keinen Erlebnisbauernhof habe, sei leicht zu ändern, der Herr Pfarrer würde die Sabine Karl als Erlebnisbäuerin vorschlagen, da diese wegen ihres Ehemannes besonders prädestiniert als eine Erlebnisbäuerin sei.
Die „Floriani-Jünger“ der Innernzeller Feuerwehr hätten in der Vergangenheit durch Abwesenheit bei Funkübungen in Schönberg geglänzt, nicht einmal das Licht im Feuerwehrhaus habe gebrannt, als die Hilgenreither nachsehen kamen, wo die Kameraden blieben. Da müsse man sich nicht wundern, wenn zum 150- jährigen auch keiner mehr zu Besuch käme.
Animiert durch einen regelrechten Kleinkrieg zwischen den Großbauern Beff, Karl und dem Urmann Heini, der sich doch tatsächlich erdreistet habe, einen größeren Bulldog als die anderen anzuschaffen, griff der Herminator zur Gitarre und lieferte eine musikalische Gesangseinlage vom Feinsten. Zur Melodie von „Kloana Bauer“ besang er die Situation der „ländlichen Dreiecks-Agrar-Posse“, die beim Publikum für viele Lacher und Applaus sorgte.
Im letzten Sommer seien auf einmal so viele Kinder auf den Straßen von Innernzell unterwegs gewesen, da habe man gar nicht gewusst, dass es diese Kinder im Dorf leben würden. Grund wäre – natürlich – das große „Pokémon-Go“-Fieber gewesen. Früher habe man im Wald Cowboy oder auf dem Platz Völkerball gespielt und eine glückliche Kindheit gehabt. Noch ein 2016er-Trend-Phänomen entdeckte Wurstbauer in Innernzell: So manches Gemeindemitglied habe man im vergangenen Jahr bei Dunkelheit schon nicht mehr von einem Horrorclown unterscheiden können.

Die Fußballqualitäten der Innernzeller fasste der Herminator in einem Satz zusammen: „Ein Pfosten steht hier neben dem anderen.“ Der geforderte Kunstrasen, um besser trainieren zu können, sei ein Schmarrn, denn wenn es einer auf normalem Rasen nicht könne, nütze auch kein teurer Rasen mehr. Bei der Wühlmausjagd habe sich der Harti Kölbl besonders hervorgetan: Nach deutscher Ordnung und gesetzestreuer Korrektheit, habe er Wühlmäusen und Maulwürfen die Freiheit geschenkt, die diesen nach freiem Willen zustünde. Die Helga Halser sei da weniger zimperlich. Die hätte „s‘Hackl packt und an Scher quasi filetiert“. Und auch sonst würde ihrem aufmerksamen Auge nichts von dem, was im Dorf passiere, entgehen.
Für Applaus und heiteres Gelächter sorgte das Angebot des Herminators, dem Peterbauer- Klausi wenigstens mal Mörtl anzurühren, damit es auf seiner Baustelle endlich einmal weiterginge. Bei dessen Arbeitstempo hätte es keine deutsche Wiedervereinigung gegeben, weil die Berliner Mauer zum späteren Abreißen so nie fer- tig geworden wäre.


Kritik übte der Heriminator am fehlenden „Vergnügungspark“ beim letztjährigen Volksfest. Und wo es gerade in Zell so „todeln“ würde – kein eingesessener Metzger mehr, keine Tankstelle mehr, und bald kein Bäcker und Doktor mehr – der Sportlerball hätte sinkende Gästezahlen zu beklagen. „Man derf sich durchaus a amoi a frische Maß Bier afn Volksfest kaffa“, merkte Wurstbauer an.
Die nächste Katastrophe würde aus dem „Bermudadreieck Gaiging-Bärnreuth-Ohhof“ kommen und schuld daran sei der Bürgermeister Kern. Weil der das Sparen für sich entdeckt habe, würden die Gemeindearbeiter nun selbst Hand beim Bau anlegen – und das könne nicht gut ausgehen.
Zum Schluss forderte der Herminator dazu auf, eine Obergrenze für die Schöfweger in Innernzell festzulegen. Dem Bürgermeister schlug er vor, „a gscheite Mauer zu baun und de Schöfweger lassen wir’s zahln. Make Innernzell great again!“
Die Rede des Herminators sei hervorragend gewesen, er selbst sei ja zumindest gut weggekommen, äußerte sich Bürgermeister Kern im Anschluss an die Fastenpredigt. Er freue sich auf das kommende Jahr.
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